Altmeppen russische Uhren

24. 10. 2018 – Museum „Lichter Moskaus“:  „Das LIP-Erbe“

 

24.10.2018 > Museum „Lichter Moskaus
16.08.2019 > Uhrenmuseum in Angarsk

 

Johannes Altmeppen

Angansker Uhren-Museum
August 2019

Skizzen zur Geschichte der Zeitmessung in Russland

 >>  LIP – Erbe  <<
K 43 / Swesda / Pobjeda

 

Frédéric Lipmann hat 1936 einen Generationenwechsel in der Uhren-Industrie der Sowjetunion eingeleitet. Weniger als ein Jahrzehnt nach dem Beginn der industriellen Herstellung von großen Taschen-Uhren gelang mit seiner Hilfe der Sprung vom technischen Mittelalter in die Neuzeit kleiner Armband-Uhren.
Noch heute, 70 Jahre nach ihren Anfängen, kennt in Russland jeder die „Swesda“ und die „Pobjeda“.

Um die Bedeutung erkennbar zu machen, ist ein kurzer Blick in die Geschichte hilfreich.
In der Zarenzeit gab es in Russland mehr als 600 namentlich bekannte Uhrmacher.
Und es gab seit Katharina II. mehrere Versuche, eine industrielle Uhren-Industrie aufzubauen. Alle diese Versuche sind gescheitert.

Das änderte sich mit der Entscheidung des „Sowjets für Arbeit und Verteidigung“ vom 20. Dezember 1927 „Über die Organisation der Uhrenproduktion in der UdSSR“.

Unter Leitung von Andrej Bodrow, dem Präsidenten des „Trust für Feinmechanik“, versuchte eine hochrangige Delegation, in Europa die Ausrüstung für eine eigene Uhren-Industrie zu kaufen.
Zu dieser Zeit gab es in Europa und in den USA eine hochentwickelte Uhren-Industrie.
Bodrow scheiterte, weil die politische Lage 10 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg und der Oktober-Revolution noch nicht reif war für eine solche Kooperation und weil die Europäer Absatzmärkte für ihre Uhren suchten und keine Konkurrenz wollten.
1929 kaufte Bodrow in den USA die Konkursmasse von „Dueber-Hampden“ in Ohio, USA und von „Ansonia“, Connecticut, auf.
Aus Dueber-Hampden wurde die „1. Staatliche Uhren-Fabrik“ – „1 ГЧЗ“,
aus Ansonia wurde die „2. Staatliche Uhren-Fabrik – „ЧАС 2 З-Д“

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 1 1 ГЧЗ – Wandzeitung von 1930
Abb. 1: 1 ГЧЗ – Wandzeitung von 1930

 

Dueber-Hampden hatte in seiner mehr als 60-jährigen Geschichte von einer einfachen Taschen-Uhr bis hin zur höchsten Qualitäts-Stufe mehr als 100 verschiedene Modelle gebaut.

 

Altmeppen russische Uhren - Dueber-Hampden Special Railway
Dueber-Hampden: „Special Railway“

 

Russland hatte aber auf diesem Gebiet keine Geschichte. Fabriken mussten gebaut werden und viele tausend junge Menschen mussten vom „Bauernjungen zum Uhrmacher“ ausgebildet werden.
Und so begann man mit dem einfachsten Modell von Dueber und baute daraus die Taschen-Uhr „TYP 1“ – „1 ТИП“.

 

Altmeppen russische Uhren - 1 ГЧЗ TYP 1 – 1 ТИП
„1 ГЧЗ“: „TYP 1“ – „1 ТИП“.

 

Die Qualität der Produktions-Einrichtungen war unzureichend und die Quantität an Uhren entsprach nicht den politischen Vorgaben.

Mitte der 1930er Jahre war die politische Lage entspannter. Aber die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise waren noch deutlich zu spüren. Das galt auch für die „Lip SA“, dem größten französischen Hersteller von Uhren.

Die „Lip SA“ wollte die Folgen der Weltwirtschafts-Krise durch Wachstum überwinden. Sie geriet dadurch aber aufgrund der enormen Kosten für ihr Wachstum in eine Finanz-Krise.

Ab 1935 Jahre war es daher ein vorrangiges Ziel der „lip SA“, die eigene Finanzkrise zu überwinden. Das war auf den europäischen Märkten nicht möglich.

In der Sowjetunion war die Versorgungslage mit Uhren unbefriedigend. Die beiden Moskauer Uhrenfabriken konnten den steigenden Bedarf der aufstrebenden Wirtschaft nicht decken. Die vorgegebenen Planzahlen wurden nicht erreicht.

Ende 1934 beschloss die sowjetische Regierung, die Uhren-Industrie weiterzuentwickeln. Dazu sollten die verbesserten Außenhandels-Beziehungen genutzt werden.

1935 half Schweizer Firmen – trotz politischer Widerstände – bei der Modernisierung der beiden Uhren-Fabriken in Moskau:
Die „1 ГЧЗ“ konnte ihre Produktions-Zahlen der „TYP 1“ von 142 084Stück im Jahr 1934 auf 451.174 im Jahr 1937 steigern.
Die „2. Staatliche Uhrenfabrik“ / „ЧАС  2 ЗД“ nahm die Produktion der TYP 1 auf.

Moskau wollte aber auch an neuen Standorten die Uhren-Industrie deutlich ausbauen.
Und das gelang mit Hilfe der „lip SA“.
Dazu schreibt K.N. Michailow, ehemaliger technischer Leiter der 2. Staatlichen Uhrenfabrik in Moskau, in einem Manuskript aus den Jahr 1974:

„Die Versuche, die benötigte technische Hilfe bei den Schweizerischen Uhrenherstellern zu bekommen, hatten keinen Erfolg. Wir haben aber diese Hilfe woanders bekommen. In Frankreich wurde die Uhren-Industrie damals hauptsächlich in einer Stadt, nämlich Besançon, konzentriert. Im Jahre 1935 wurden in der ganzen UdSSR nur 300.000 Uhren produziert.
Mit einer französischen Firma Wurde ein Vertrag abgeschlossen. Die Firma hieß „LIP“.  …
Also, im Jahre 1936 haben die französischen Inhaber der Firma, mit dem Direktor Frederic Lipmann als Vorsitzendem, eine Verpflichtung unterschrieben, die sowjetischen Uhrenfabriken von der technischen Seite her zu unterstützen.Die Firma „LIP“ hat sich dabei zu folgendem verpflichtet:

  1. Die Zeichnungen der von der Firma hergestellten Armbanduhren mit dem Kaliber T-18 und K-26 sowie der Taschenuhr mit dem Kaliber K-43 mit den vollen theoretischen Berechnungen der Werke T-18 und K-43 zu übergeben.
  2. Die Erfahrungen der Firma und die Herstellungsvorgänge in den zu der Firma gehörenden Betrieben mitzuteilen. Ferner sollten auch die Stempel–Pressen und Werkzeuge mitgeliefert werden.

Ferner erklärte sich die Firma bereit, gewissermaßen als Extrabonus, eine große Menge von fertigen Modulen der Werke T-18 und K-43 an die neuen russischen Fabriken zu liefern.

 Die technischen Unterlagen der Uhren vom Typ T-18, K-43 und K-26 wurden von der französischen Firma im Jahre 1937 übergeben. Die Berechnungen der Werke wurden auch als Lehrmaterial in den russischen Betrieben und als Muster in Konstrukteur-Büros benutzt. Es mag wohl sein, dass ein Original-Exemplar der technischen Unterlagen für die Uhr vom Typ T-18 im Archiv der Uhrenfabrik Penza aufbewahrt wird.

 Im Herbst 1937 hatten Frederic Lipmann und sein technischer Direktor, Andre Dopa (Andrè Donat), die 2. Uhrenfabrik in Moskau besucht.
In den Jahren 1937 und 1938 hat die Firma „LIP“ ca. 200.000 Uhrenmodule der Kaliber T-18 und K-43 in die UdSSR geliefert. Ende 1938 kamen die ersten Uhren mit den Kalibern T-18 und K-43, die in der UdSSR hergestellt worden waren, in den Handel.
Diese Uhren hatten den Markennamen:
„Swesda“ (Kaliber T-18) – Armbanduhr und
„ZIM“ (Kaliber K-43) – Taschenuhr.

Im Jahre 1939 wurde Frankreich von den deutschen Truppen besetzt. Die Verbindung mit der Firma „LIP“ wurde unterbrochen.“

Michailow geht nur allgemein auf das Kaliber K-26 ein, das nach dem Krieg sein zweites Leben in den Armbanduhren mit der Bezeichnung „Pobjeda“ bekommen hat.

Marie-Pia Auschitzky Coutans geht in: „lip heures à conter“ (Seite 23) auf den gleichen Sachverhalt ein. Sie liefert aber ein paar weitere Informationen:

–  „Lip“ hatte ein wirtschaftliches Interesse, seine Technologie von Ende 1937 bis 1939, kurz vor dem Zeiten Weltkrieg, nach Russland zu verkaufen.
„Diese Vereinbarungen erlaubten „Lip“ auch, die Finanzkrise von 1937 aufgrund der enormen Bedürfnisse, die durch sein Wachstum ausgelöst wurden, endgültig zu überwinden.“

–  Sie nennt ein wesentliches technisches Detail zur „ZIM“:
„Lip“ hat das Kaliber „R 43“ nach Samara geliefert. Daraus wurde das „ЗИМ  К-43“.
Darauf gehe ich weiter unten ein.

–  Sie erwähnt, dass die Herstellung der Uhren „Saljut“ und „Molnia“

Marie-Pia Auschitzky Coutans: „lip heures à conter“

–  Schließlich geht Marie-Pia Auschitzky Coutans auf die Kooperation zwischen „Lip“ und der UdSSR in den Jahren 1965 bis 1975 ein.

Ich werde in meinem Vortrag eine Skizze zeichnen von dem Lip-Erbe in Russland und näher eingehen auf:
–  die Taschenuhr „ЗИМ K-43“,
–  die Damen-Armbanduhr T-18, die „ЗВЕЗДА“ / „Swesda“ und
–  auf die Herren-Armbanduhr K-26, die „ПОБЕДА“ / „Pobjeda“

 

„ZIM  K-43“

In Samara, am „Samara-Bogen“ der Wolga, wurde auf Erlass von Zar Nikolaus II. aus dem Jahr 1906 in den Jahren 1909 bis 1911 die „Samara-Rohrfabrik“ errichtet. In ihr wurden u.a. / Kanonenrohre hergestellt.
Von 1935 bis 1990 trug die Stadt den Namen „Kuibyschew“, benannt nach dem hohen Partei-Funktionär und Weggefährten Stalins Valerian Wladimirowitsch Kuibyschew.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Produktion auf zivile Güter umgestellt. Und 1928 erhielt die Fabrik den Namen „ЗИМ“ / „ЗАВОД  ИМЕНИ  МАСЛЕННИКОВА“ (Fabrik benannt nach Maslennikov).
Alexander Maslennikov war der 1. Vorsitzende des Stadtrates von Samara.

Im Jahr 1937 begann die Umrüstung der Fabrik auf die Produktion der von Frédéric Lipmann gelieferten Taschen-Uhr mit dem Kaliber „LIP – R.43“.
Und von 1950 bis zur Schließung des Werkes im Jahre 2002 wurde dort auch die „ПОБЕДА“ / „Pobjeda“, das Kaliber „LIP – K 26“ gebaut.

Das ZIM-Kaliber K-43 war eine Taschen-Uhr, für die es auch Ausführungen für das Handgelenk gab. Sie hat ihren Ursprung in Besançon.

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 2 rechts ЗИМ К-43 - 043064 links ЗИМ К-43 - 50138 1-50
Abb. 2: rechts: „ЗИМ К-43“ – 043064 _links: „ЗИМ К-43“ – 50138_1-50

 

Im Jahr 1920 hatte die „lip SA“ ihr erstes Uhrwerk mit einem Durchmesser von 43 mm gebaut. Es hatte die Typen-Bezeichnung: „Calibre 43 AC“.
Ein Jahr später

Marie-Pia Auschitzky Coutans: „lip heures à conter“,  >>  K 43  //  R 43

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 3 Marie-Pia Auschitzky Coutans lip heures a conter Seite 72
Abb. 3: Marie-Pia Auschitzky Coutans: „lip heures à conter“, Seite 72

 

Die daraus entstandene „ЗИМ  К-43“ wurde ab Ende 1938 ausgeliefert.

Von 1938 bis 1941 hatten die Werke nur eine Serien-Nummer. Sie stand auf der unteren Platine, neben der Unruh.

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 12 3 ГЧЗ ПЕНЗА Serien-Nummer 383 700
„ЗИМ К-43“ – C 007885 aus der Vorkriegs-Produktion

 

1941 war die Übergangs-Phase von der „LIP – R 43“ zur „ZIM  K-43“ abgeschlossen. Das Werk aus Kuibyschew erhielt eine eigene russische Norm: „ГОСТ 918.41“. Diese wurde auf der Innenseite des Gehäuse-Deckels eingraviert.

Von 1941 bis zum Beginn der Nachkriegs-Produktion im Jahr 1947 trugen die Werke zusätzlich das Logo der Fabrik „ЗИМ“ und die Angabe, dass das Werk 15 Steine hat „15 КАМНЕЙ“.

 

Altmeppen russische Uhren - ЗИМ К-43“ – 048947 aus der Kriegs-Produktion
„ЗИМ К-43“ – 048947 aus der Kriegs-Produktion

 

Von 1947 bis zum Sommer 1950 erhielten die Werke zusätzlich das Datum ihrer Herstellung (1-47) und die Bezeichnung  „ЧК-6“ (ЧАСЫ КАРМАННЫЕ – 6 / „Taschen-Uhr – 6“).

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 4 ЗИМ К-43 - 59753 1-47
Abb. 4: „ЗИМ К-43“ – 59753_1-47

 

Von Sommer 1950 bis zum Ende der Produktion hatten die Werke die gleiche Signatur wie bereits in der Zeit von 1941 bis zum Beginn der Nachkriegs-Produktion im Jahr 1947.
Die Zuordnung zu einem dieser beiden Zeiträumen kann man aus der Serien-Nummer ableiten:
Die Serien-Nummern der „ЗИМ  К-43“ aus der Zeit vor dem Krieg und aus der Kriegs-Produktion beginnen mit einer „0“.

Die älteste „K-43“ aus meiner Sammlung hat die Serien-Nummer „C 007885“. (Wofür das „C“ steht, ist mir nicht bekannt.)
Dann ist eine fortlaufende Nummerierung bis Ende 1949 erkennbar. Meine „K-43“ aus dem 4. Quartal 1949 hat die Serien-Nummer „356 709“
Mit dem Beginn des Jahres 1950 hat die Nummerierung der „ЗИМ  К-43“ offensichtlich wieder bei „1“ begonnen, denn meine „K-43“ aus dem 1. Quartal 1950 hat die Serien-Nummer „50 183“.
Die höchste Serien-Nummer aus meiner Sammlung ist „470 747“. Diese Uhr dürfte eine der letzten „K-43“ sein, die bei „ЗИМ“ produziert wurden.

Wenn man die beiden Zahlenreihen addiert, lässt das den Schluss zu, dass nahezu 1 Millionen „ЗИМ  К-43“ gebaut wurden.

Das Empfinden für ein einheitliches „corporate design“ war bei den Marketing-Experten in Kuibyschew offensichtlich nicht vorhanden. Das kann man an den unterschiedlichen Beschriftungen der Werke und insbesondere an der „ЗИМ“-Signatur auf den Zifferblättern erkennen

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 5 ZIM-K 43 Zifferblaetter
Abb. 5: ZIM-K 43 _ Zifferblätter

 

„LIP – T 18“ 

Die „LIP – T 18“ ist ein Klassiker aus Frankreich.

Marie-Pia Auschitzky Coutans: „lip heures à conter“, Seite 72

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 6 LIP T. 18
Abb. 6: LIP _ T. 18
Altmeppen russische Uhren - Abb. 7 LIP - T 18 257394
Abb. 7: „LIP – T 18“_257394

 

ЗВЕЗДА

Die „LIP – T 18“ ist als „ЗВЕЗДА“ / „Swesda“ mehr als 10 Mio.-fach in mehreren Fabriken in Russland als Armband-Uhr für Damen nachgebaut worden.
In einem Uhren-Katalog von 1960 sind 19 Varianten bebildert beschrieben.
Es gibt zwei weitere Varianten in einem runden Armbanduhr-Gehäuse – eine ohne Sekunden-Zeiger eine mit einem zentralen Sekunden-Zeiger.

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 8 Russischer Uhren-Katalog von 1960
Abb. 8 Russischer Uhren-Katalog von 1960

 

Die Gehäuse der in dem Katalog gezeigten Varianten der „ЗВЕЗДА“ haben drei Grund-Formen:

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 9 K-18 4 153 K ЧН 147К
Abb. 9: „K-18/4“, „153/K“, „ЧН 147К“

 

Oben links ist der „Klassiker“ mit dem Stern und dem Strahlenkranz in einem silbernen Gehäuse aus Pensa – Variante: „K-18/4“
Oben rechts ist eine Variante aus Uglitsch – Variante: „153/K“
Unten die aus Pensa hat Gehäuse ähnlich der „LIP – T 18“ – Variante: „ЧН 147К“

Die „ЗВЕЗДА“ wurde an fünf Standorten in Russland unter acht verschiedenen Firmen-Namen gebaut:

–  in der Uhrenfabrik Pensa unter den Firmen-Namen:

–  „ЗИФ“
– „3 ГЧЗ  ПЕНЗА“
– „ГЧЗ  ПЕНЗА“

–  in der „2. Staatlichen Uhrenfabrik, Moskau“ unter dem Firmen-Namen:

–  „2 ЧАС  З Д  МОСКВА“

–  in der „Elektrische Uhren Leningrad“ unter dem Firmen-Namen:

–  „ЭЧЛ ЛЕНИНГРАД“

–  in der Fabrik: „Präzise Technische Steine“, Peterhof, unter dem Firmen-Namen:

–  „ТТК-1  ПЕТРОДВОРЕЦ“

–  in der Uhrenfabrik Uglitsch unter den Firmen-Namen:

–  „TTK-2  УГЛИЧ“
–  „ГЧЗ-УГЛИЧ“

 

Pensa  (ЗАРЯ)

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 10 ЗИФ Serien-Nummer unter dem Zifferblatt 31 638
Abb. 10: „ЗИФ“, Serien-Nummer unter dem Zifferblatt: > 31 638

 

Im Ersten Weltkrieg wurde in Pensa, 700 km süd-westlich von Moskau eine Rüstungs-Fabrik gebaut. Ab 1921 stellte diese Fabrik auch zivile Güter her und im Jahr 1928 spezialisierte sie sich auf die Produktion von Fahrrädern.
Im Oktober 1931 wurde aus der Fabrik die „Fahrrad-Fabrik Pensa“.

Am 9. April 1933 erhielt die Fahrrad-Fabrik in Pensa den Namen „ЗИФ“ / ЗАВОД  им  ФРУНЗЕ  /  „ZIF“ Fabrik benannt nach Frunse.

In der Stalin-Ära war es keine Seltenheit, dass Städte und Fabriken nach dem Tod führender Revolutionäre deren Namen erhielten.
Michail Wassiljewitsch Frunse war ein „Mann der ersten Stunde“ unter den Revolutionären in Russland und ein militärisch erfolgreicher Kommandant der Bolschewisten. Nach ihm sind – neben der Penser Uhrenfabrik – u.a. Metro-Stationen in Moskau, St. Petersburg und Minsk benannt.

Im Jahr 1935 strukturierte die Sowjetunion ihre Uhren-Industrie grundlegend um. Im Rahmen dieser Umstrukturierung wurde in Pensa, wenige Kilometer neben der Fahrrad-Fabrik, ein neuer Gebäude-Komplex für die industrielle Produktion von Uhren errichtet.
Auch diese Fabrik erhielt den Namen „ЗИФ“.

1937 begann diese neue „ЗИФ“ mit französischer Unterstützung aus den Einrichtungen, Unterlagen und Teilen der „LIP – T 18“ von Frederic Lipmann eine eigenständige Produktion aufzubauen.

Die ersten russischen „T 18“ hatten den Namen der Fabrik: „ЗИФ“ auf dem Zifferblatt. Die Werke hatten unter dem Zifferblatt ihre Serien-Nummer. Sie trugen noch keine Kennung der Fabrik.

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 11 ЗИФ Ser.-Nr. 1 214 415 und ЗИФ 0 283 341
Abb. 11: „ЗИФ“, Ser.-Nr.: 1 214 415 und: „ЗИФ“, 0 283 341

 

Am 5. Mai 1940 gab es in Pensa drei wesentliche Veränderungen:

  • Die Uhren-Fabrik wurde umbenannt: von „ЗИФ“ in: „3 ГЧЗ ПЕНЗА“ / „3. Staatliche Uhren-Fabrik Pensa“ (nach der „1 ГЧЗ МОСКВА“ und der „2 ЧАС З Д МОСКВА“)
  • Die „T 18“ erhielt den Namen „ЗВЕЗДА“ / „Stern“:
  • Für die „ЗВЕЗДА“ gab es die ersten silbernen Gehäuse (später gab es sie auch in goldenen Gehäusen)

Auf dem Zifferblatt tragen sie die Signatur: „3 ГЧЗ  ПЕНЗА“.
Auch sie hatten noch keine Signatur auf dem Uhrwerk. Die Serien-Nummer war unter dem Zifferblatt:

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 12 3 ГЧЗ ПЕНЗА Serien-Nummer 383 700
Abb. 12: „3 ГЧЗ ПЕНЗА“, Serien-Nummer: 383 700

 

Nach dem Krieg, 1946, entfiel die „3“ und die Fabrik hieß: „ГЧЗ ПЕНЗА“.
Alle dort hergestellten Werke erhielten da s Firmen-Logo von Pensa – „ПЧЗ“ in einem Dreieck und auf dem Zifferblatt stand dann: „ГЧЗ ПЕНЗА“:

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 13 ГЧЗ ПЕНЗА ПЧЗ
Abb. 13: „ГЧЗ ПЕНЗА“ / „ПЧЗ“

 

Die Massenproduktion in Pensa erfolgte mit einer sehr hohen Präzision. Das kann man u.a. daran erkennen, dass Bauteile mit unterschiedlichen Serien-Nummern zusammengebaut wurden.
Die ersten Werke hatten eine Ser.-Nr. auf der unteren Platine – unter dem Zifferblatt, aber noch nicht auf der oberen Platine. Bei späteren Werken mit einer Ser.-Nr. auch auf der oberen Platine sind die Serien-Nummern oben und unten sehr unterschiedlich.

Neben der „T 18“ sind in Pensa auch die ersten „K 26“ Kaliber von LIP gebaut worden.

 

TTK-2  УГЛИЧ

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 14 ГЧЗ - УГЛИЧ TTK-2 УГЛИЧ УЧЗ
Abb. 14: „ГЧЗ – УГЛИЧ“ / „TTK-2 УГЛИЧ“ / „УЧЗ“

 

In Uglitsch, am Oberlauf der Wolga, wurde 1940 die „TTK-2  УГЛИЧ“ gebaut.
>>  „TTK“: „ТОЧНЫХ  ТЕХНИЧЕСКИХ  КАМЕЙ“ / „Präzise Technische Steine“

Von 1950 bis 1959 wurde die Swesda auch in dort gebaut. Die ersten Roh-Werke kamen aus Pensa. Sie wurden in Uglitsch zusammengebaut. Die Werke waren nicht gekennzeichnet. Auf dem Zifferblatt stand: „TTK-2  УГЛИЧ“.

Mit Erlass vom 2. April 1954 wurden die beiden Fabriken zur Herstellung Präziser Technischer Steine umbenannt:
–  die TTK-1 in Peterhof in: „ПЧЗ“ / „ПЕТРОДВОРЦОВСКИЙ  ЧАСОВОЙ  ЗАВОД“
–  die TTK-2 in Uglitsch in: „УЧЗ“ / „УГЛИЧСКИЙ  ЧАСОВОЙ  ЗАВОД“

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 15 Erlass vom 2. April 1954
Abb. 15 Erlass vom 2. April 1954

 

Ab 1963 hieß die Fabrik in Uglitsch dann „ЧАИКА“ / „Möve“

Von 1954 bis zum Ende ihrer Produktion im Jahr 1959 tragen die „ЗВЕЗДА“ aus Uglitsch auf dem Werk das Firmen-Logo der Fabrik „УЧЗ“ in einem Kreis und auf dem Zifferblatt die Uglitscher Kennzeichnung: „ГЧЗ – УГЛИЧ“.

In Uglitsch wurde von 1950 bis 1959 mehr als eine Million „ЗВЕЗДА“ hergestellt.
Eine Statistik aus dem Museum der Fabrik zeigt den Produktions-Verlauf von 1950 bis 1957:

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 16 ЗВЕЗДА - Statistik der ГЧЗ - УГЛИЧ
Abb. 16 „ЗВЕЗДА“ – Statistik der „ГЧЗ – УГЛИЧ“.

 

Leningrad und Moskau

Werke aus Pensa wurden – wie an der Zifferblatt-Beschriftung erkennbar – auch an die „Elektrische Uhren Leningrad“ / „ЭЛЕКТРИЧЕСКИЕ  ЧАСЫ  ЛЕНИНГРАД“ (ЭЧЛ) und an die „2. Moskauer Uhrenfabrik“ / „2 ГЧЗ МОСКВА“ geliefert und dort fertiggestellt.

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 17 2 ГЧЗ МОСКВА ЭЧЛ ЛЕНИНГРАД TTK-1 ПЕТРОДОРЕЦ
Abb. 17: „2 ГЧЗ МОСКВА“ / „ЭЧЛ ЛЕНИНГРАД“ / „TTK-1 ПЕТРОДОРЕЦ“

 

Die Signatur „ЭЧЛ ЛЕНИНГРАД“ hat ihren Ursprung in einer Fabrik zur Herstellung von verschiedenen Mechanismen für die Industrie und für den Alltag. Der sächsische Ingenieur Kurt Siegel hat diese Fabrik im Jahr 1877 in St. Petersburg gegründet.
Die Fabrik wurde 1917 umbenannt in „Hydraulics“ / „ГИДРАВЛИКА“
1946 wurde die Fabrik umgestellt auf die Produktion von elektrischen Uhren und sie erhielt den Namen: „ЭЛЕКТРИЧЕСКИЕ  ЧАСЫ  ЛЕНИНГРАД“ (ЭЧЛ) / „Elektrische Uhren Leningrad“.
Neben den elektrischen Uhren produzierte die „ЭЧЛ“ auch Zifferblätter mit ihrem Logo – u.a. für die „ЗВЕЗДА“.

Die „ЭЧЛ“ stellte keine eigenen Uhrwerke her sondern montierte Uhren aus den Werken anderer Fabriken.
Dazu gehörte auch die „ЗВЕЗДА“ mit der Signatur „ЭЧЛ ЛЕНИНГРАД“ auf dem Zifferblatt und einem Werk aus Pensa. Mir sind keine Werke der „ЗВЕЗДА“ bekannt, die das Logo „ЭЧЛ“ tragen.

Werke aus Pensa wurden auch an die „2. Staatlichen Uhrenfabrik“ in Moskau geliefert und dort fertiggestellt.
Auch die „2 ГЧЗ МОСКВА“ hat keine eigenen Werke für die russische „LIP – T 18“ hergestellt.

 

ТТК 1

Die Uhren-Marke „РАКЕТА“ / „Raketa“ hat eine Tradition, die auf einen Erlass von Peter I. aus dem Jahr 1721 zurück geht.
In Peterhof, vor den Toren von St. Petersburg, wollte er eine Fabrik bauen, in der Edelsteine und technische Steine verarbeitet werden.

Mit Beginn der industriellen Uhrenproduktion in der Sowjetunion im Jahr 1930 stieg der Bedarf an Lagersteinen für die Uhren erheblich. Diese Steine wurden nicht in den beiden neu gegründeten Fabriken (1. und 2. Moskauer Uhrenfabrik) hergestellt sondern aus der für die Verarbeitung von technischen Steinen spezialisierten Fabrik in Peterhof bezogen.

Im Jahr 1932, 15 Jahre nach dem Sturz des letzten Zaren und mehr als 200 Jahre nach ihrer Gründung, erhielt die Fabrik den Namen:
„TTK-1“: „ТОЧНЫХ  ТЕХНИЧЕСКИХ  КАМЕЙ“ / „Präzise Technische Steine“

In Peterhof wurden auch Werke der „ЗВЕЗДА“ aus Pensa zu fertigen Uhren verarbeitet.
Wie viele „ЗВЕЗДА“ mit der Kennung „TTK-1  ПЕТРОДОРЕЦ“ auf dem Zifferblatt hergestellt wurden, ist mir nicht bekannt.

Mit Erlass vom 2. April 1954 wurde die „TTK-1“ umbenannt in „ПЕТРОДВОРЦОВСКИЙ  ЧАСОВОЙ  ЗАВОД“ / „ПЧЗ“

Nach dem Flug von Juri Gagarin am 12. April 1961 erhielt die „ПЧЗ“ dann den Namen „Raketa“
Heute ist die Uhrenfabrik in Peterhof, „Raketa“, eine der wenigen Uhrenfabriken, die ihre Werke komplett selbst herstellt – „von A bis Z, einschließlich der Spiralfeder und der Hemmung“, wie es in den Werksbroschüren heißt.

 

Armbänder

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 18 Armbaender für ЗВЕЗДА
Abb. 18 Armbänder für „ЗВЕЗДА“

 

Für die „ЗВЕЗДА“ gab es drei verschiedene Armbänder.

Die „normale“ „ЗВЕЗДА“ hatte ein Leder-Armband. Dabei gab es zwei Varianten:
–  Das durchgehende Band, das unter der Uhr durchgeführt wurde und
–  Das Band, das am festen Band-Stößel befestigt wurde.

Die Uhren mit einem silbernen Gehäuse hatten ein silbernes Glieder-Band.

 

„ЗВЕЗДА“ ohne Sekundenzeiger

In meiner Sammlung habe ich eine Armband-Uhr in einem klassischen Gehäuse mit der Kennung: „Raketa – 17 Jewels – made in USSR“ ohne einen Sekundenzeiger.

Dass unter dem Zifferblatt das Werk einer „ЗВЕЗДА“ aus Pensa tickt, erkennt man erst, wenn man das Gehäuse öffnet.

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 19 ЗВЕЗДА ohne Sekunden-Zeiger
Abb. 19 „ЗВЕЗДА“ ohne Sekunden-Zeiger

 

„ЗВЕЗДА“ mit Zentral-Sekunde

Die „klassische“ Swesda hat eine „kleine Sekunde“ bei „6“.
Im Jahr 1974 entwickelten die Experten in Pensa eine Swesda mit „Zentral-Sekunde“.

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 20 ЗВЕЗДА mit Zentral-Sekunde
Abb. 20 „ЗВЕЗДА“ mit Zentral-Sekunde

 

„ЗВЕЗДА“

МИ и П  СССР  /  Ministerium für Industrie und Instrumentenbau
М > МНИСТЕРСТВО                Ministerium
И > ИНДУСТИИ                       Industrie
и                                                und
П > ПРИБОРОСТРОЕНИЕ        Instrumentenbau

ГЛАВ ЧАС ПРОМ  /  Hauptabteilung der Uhren-Industrie
ГЛАВНОЕ  УПРАВЛНИЕ           Hauptabteilung
ЧАСОВОЙ                                Uhren
ПРОМЫШЛЕННОСТИ             Industrie

 

„Lip – K 26“

Über das „LIP – K 26“ schreibt Marie-Pia Auschitzky Coustans in: “Lip, des heures à conter” auf den Seiten 71f:

Marie-Pia Auschitzky Coutans: „lip heures à conter“,  >>K 26

Eine Armband-Uhr mit dem Werk „LIP – K 26“ spielte in Frankreich in der Zeit zwischen den Weltkriegen nur eine geringe Bedeutung.
In Russland wurde das „LIP – K 26“ das Basis-Kaliber für die „Pobjeda-Familie“, die erste Generation der Herren-Armband-Uhr nach dem Krieg.

Für die Produktion des Kaliber 26 standen den russischen Uhrmachern die Einrichtungen zur Verfügung, die Frederic Lipmann ihnen verkauft hatte. Aber es gab auch Unterstützung aus Glashütte:
„Zwischen 1946 und 1947 musste die „Uhren-Rohwerke-Fabrik Glashütte/AG“, UROFA, zwei komplette Werkzeugsätze für eine Armbanduhr mit 26 mm Durchmesser für eine Moskauer Uhrenfabrik auf Reparationsbasis bauen und liefern.“
Das schreibt Helmut Klemmer, der langjährige technische Betriebsleiter der „UROFA“, in einem Manuskript der „UROFA“.

Ich habe in einer Tabelle alle russischen Uhren mit einem „LIP – K 26“ Werk, die ich kenne, zusammengestellt:

 

LIP-K 26:  ПОБЕДА СЕМЪЯ 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 21 Pobeda-Familie
Abb. 21 – Tabelle: „ПОБЕДА СЕМЪЯ“ / „Pobjeda – Familie“

 

„Kaliber 26“ ist die Bezeichnung für ein Uhrwerk mit einem Durchmesser von 26 mm.
Die folgenden Kodierungen bedeuten:
.  „00“ > ohne Sekundenzeiger, ohne Stoßsicherung
–  „01“ > ohne Sekundenzeiger, mit Stoßsicherung
–  „02“ > mit „kleiner Sekunde“, ohne Stoßsicherung
–  „03“ > mit „kleiner Sekunde“, mit Stoßsicherung
–  „04“ > mit „kleiner Sekunde“, mit Kalender, ohne Stoßsicherung
–  „05“ > mit „kleiner Sekunde“, mit Kalender, mit Stoßsicherung
–  „08“ > mit „Zentral-Sekunde“, ohne Stoßsicherung
–  „09“ > mit „Zentral-Sekunde“, mit Stoßsicherung
–  „23“ > mit „Zentral-Sekunde“, mit Stoßsicherung, mit 24-Stunden-Werk
–  „34“ > mit „Zentral-Sekunde“, Stoßsicherung, Anhalte-Vorrichtung für die Unruh, Kalender
(die XRSPLAMQJIF und die QONPRICM[F mit dem Kaliber 2634 haben keinen Kalender)

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 22
Abb. 22: UAPIRNMWSJ, A.O.: …SQRPNÄQRCN  I  PFLNMR  WAQNC†
(Charitonschuk, A. P.: „Bau und Reparatur von Uhren“, Moskau 1986)

 

Die „Pobjeda-Familie“ wurde viel-millionenfach in fünf Fabriken gebaut:
–  „1 МЧЗ“ (1. Moskauer Uhrenfabrik) / „Poljot“
–  „ЧАС 2 З-Д“ (2. Moskauer Uhrenfabrik) / „Slava“
–  „TTK-1“ / „ПЧЗ“ / „Raketa“
–  „ЧЧЗ“ / „Wostok“ (Tschistopoler Uhrenfabrik),
–  „ЗИМ“ / „ZIM“ (Kuibischew / Samara).

In der Summe kommen wir auf mehr 40 Grund-Typen des „LIP-K 26“ Kalibers, die in Russland gebaut wurden. Für jede dieser Varianten gab es unterschiedliche Zifferblätter und Gehäuse.

Um die Vielfalt deutlich zu machen, zitiere ich nur zwei Quellen für die „ПОБЕДА“ mit ihren 15 Steinen aus der „1. Moskauer Uhrenfabrik“ / „1 МЧЗ“

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 23 Klassifizierung aus einem Manuskript der 1 МЧЗ vom Juni 1967
Abb. 23: Klassifizierung aus einem Manuskript der „1 МЧЗ“ vom Juni 1967

 

Ein umfassender Uhren-Katalog aus dem Jahr 1960 unterscheidet nur für die „ПОБЕДА“ mit 15 Steinen, ohne Stoßsicherung, die in der 1. Moskauer Uhrenfabrik gebaut wurden, zwischen: der
„ПОБЕДА 31-ЧН“ mit Zentral-Sekunde in 25 verschiedenen Ausführungen und der „ПОБЕДА 32-ЧН“ mit kleiner Sekunde bei „6“ in 101 unterschiedlichen Varianten:

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 24 Klassifizierung aus Uhren-Katalog aus dem Jahr 1960
Abb. 24: Klassifizierung aus Uhren-Katalog aus dem Jahr 1960

 

Ich habe in meiner Sammlung mehr als 250 russische Uhren mit dem Kaliber „LIP – K 26“.
Im Folgenden werde ich nur acht verschiedene Uhren mit diesem Kaliber vorstellen. Es ist nur eine Skizze dieses Kalibers. Sie soll anregen, sich mit diesem Kaliber näher zu beschäftigen.

 

„1 МЧЗ

Alleine aus der 1. Moskauer Uhrenfabrik hat es von 1946 bis 1962 elf Varianten mit einem eigenen Namen auf dem Zifferblatt und 14 Varianten insgesamt gegeben.
Die erste und einfachste Ausführung war die „ПОБЕДА“ / „Pobjeda Kal. 2602“ von 1946: ohne Stoßsicherung mit 15 Steinen und „Kleiner Sekunde“.

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 25 ПОБЕДА Kal. 2602 der 1 МЧЗ 2-47 6643
Abb. 25: „ПОБЕДА“ Kal. 2602“ der „1 МЧЗ“ _ 2-47_6643

 

Die berühmteste Uhr mit dem Kaliber 26 war die „Weltraum-Uhr“, die „ШТУРМАНСКИЕ“ / „Sturmanskie“, die Juri Gagarin am 12. April 1961 am Arm trug. Die Gagarin-Uhr mit dem Kaliber 2634 hatte 17 Steine, eine indirekte Zentral-Sekunde, eine Stoßsicherung, eine Anhalte-Vorrichtung für die Unruh und einen Ring aus Weicheisen gegen magnetische Einflüsse. Die Ganggenauigkeit betrug -20 / +40 Die höchste Entwicklungsstufe mit dem Kaliber 2634 gab es auch bei der „СПОРТИВНИЕ“ / „Sportivnie“.

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 26 ШТУРМАНСКИЕ Kal. 2634 o.J. 141411
Abb. 26: „ШТУРМАНСКИЕ“ Kal. 2634 _ o.J._141411

 

ТТК-1“ / „ПЧЗ

Die „ПОБЕДА“ / „Pobjeda“ Kal. 2603 der „TTK 1“ aus dem 4. Quartal 1954 aus der Uhrenfabrik in Peterhof.

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 27 ПОБЕДА Kal. 2602 der TTK-1 4-54_18608
Abb. 27: „ПОБЕДА“ Kal. 2602“ der „TTK-1“ _ 4-54_18608

 

Bei der „ЗВЕЗДА“ aus Uglitsch habe ich auf den Erlass vom 2. April 1954 zur Umbenennung der „TTK-1“ und der „TTK-2“ hingewiesen:

Die Uhrenfabrik in Peterhof (ПЕТРОДВОРЦОВСКИЙ  ЧАСОВОЙ  ЗАВОД / „ПЧЗ“) hat eine Tradition mit Blinden-Uhren. Die erste dieser Art ist die 16-steinige „Raketa 2601“, stoßgesichert, ohne Sekundenzeiger mit einem Drücker bei „2“ zum Öffnen des Deckels.

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 28 ДЛЯ СЛЕПЫХ Blindenuhr Kal. 2601 der ПЧЗ
Abb. 28: „ДЛЯ СЛЕПЫХ“ / Blindenuhr Kal. 2601 der „ПЧЗ“

 

Das gleiche Werk ist auch für die Taucher-Uhr aus Peterhof vorgesehen. Oft wurde jedoch das Werk der 16-steinigen „Raketa 2603“ eingesetzt.

Für die Anwendungsbereiche dieser beiden Uhren ist ein Sekundenzeiger nicht erforderlich.
Bei der Blinden-Uhr werden die Zeiger und die Markierungen für die Stunden ertastet.
Bei der Taucher-Uhr sind das wasserdichte Gehäuse mit verschraubter Krone, die Dreh-Lunette für die Tauchzeit und die Leucht-Ziffern und -Zeiger wichtiger als der Sekundenzeiger.

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 29 Taucher-Uhr Kal. 2603 von Raketao.J. 01248
Abb. 29: „Taucher-Uhr“ Kal. 2603“ von „Raketa“ _ o.J._ 01248

 

ЧЧЗ

 

Es gibt zwei Besonderheiten von „Wostok“, der „Uhren-Fabrik Tschistopol“ / „ЧИСТОПОЛЬСКИЙ  ЧАСОВОЙ  ЗАВОД“ / „ЧЧС“. Sie zeigen den Stolz der Russen auf ihre Weltraumerfolge:

Die Erste ist die СПУТНИК / „Sputnik“ (Kaliber 2603) mit einer drehenden Scheibe als Sekunden-Anzeige und dem „Sputnik“, der die Erde umkreist und dabei den Blick auf die Sekunden-Skala frei gibt.

Das Zifferblatt der „СПУТНИК“ trägt noch die Vorläufer-Signatur der „ЧЧС“ nämlich:
„ГЧЗ  ЧИСТОПОЛЬ“ / „Staatliche Uhrenfabrik Tschistopol“

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 30 СПУТНИК Kal. 2603 aus der ГЧЗ ЧИСТОПОЛЬ
Abb. 30: „СПУТНИК““ Kal. 2603“ aus der „ГЧЗ ЧИСТОПОЛЬ“

 

Die zweite ist die САТУРН / „Saturn“ (Kaliber 2604) mit Kleiner Sekunde und der Wochentag-Anzeige als Saturn inmitten seiner Ringe.
Auf dem Zifferblatt ist bereits die neue Signatur:
„ЧЧС“ / „Tschistopoler Uhren-Fabrik“

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 31 САТУРН Kal. 2604 aus der ЧЧС
Abb. 31: „САТУРН“““ Kal. 2604“ aus der „ЧЧС“

 

 ЗИМ  196 ЧС

In der nach Maslennikov benannten Fabrik „ЗИМ“ im damaligen „Kuibyschew“, dem heutigen Samara, wurde u.a. auch das Kaliber 26 in großen Stückzahlen gebaut.

Eine besondere „ЗИМ“ aus der Serie der „LIP – K 26“ ist die „ЗИМ  196 ЧС“. Es ist ein Schalt-Mechanismus zum Ein- und Ausschalten von Radios. Es wurden u.a. eingesetzt von in Transistor-Radios der „Leningrad Radio Engeneering“.

 

Altmeppen russische Uhren - Abb. 32 TENTO – Signal 402 mit ЗИМ 196 ЧС Kal. 2608 aus Kuibyschew
Abb. 32: „TENTO – Signal 402“ mit: „ЗИМ 196 ЧС“ Kal. 2608 aus „Kuibyschew“

 

Es gab die „ЗИМ  196 ЧС“ mit dem Kaliber 2608, mit einer Zentral-Sekunde und mit dem Kaliber 2602, ohne Sekundenzeiger

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PNLAMNC, O.L.:  …EFRIYF  OFPCNÄ  O_RIKFRJI†
(Romanow, P.M.: „Aus den Kindertagen des ersten 5-Jahr-Plans“, Moskau, 1985)
Michailow, K.N., Manuskript, 1974

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